Private Equity: Eine einflussreiche Kraft im Transaktionsmarkt
Private Equity (PE) hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem prägenden Faktor in der Unternehmensfinanzierung und im Transaktionsgeschehen entwickelt. PE-Gesellschaften sammeln Kapital von institutionellen Investoren und vermögenden Privatpersonen ein, um damit direkte Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen einzugehen. Ihr Ziel ist es, durch aktive Weiterentwicklung dieser Unternehmen eine attraktive Rendite für ihre Anleger zu erwirtschaften.
Funktionsweise und Anlagestrategien von Private Equity
Das Geschäftsmodell von PE-Gesellschaften basiert auf einem Kreislauf aus Fundraising, Investition, Wertschöpfung und Exit:
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Fundraising: Zunächst wird bei Investoren, wie Pensionsfonds, Versicherungen, Stiftungen oder Family Offices, Kapital für einen neuen PE-Fonds eingeworben. Die Anleger committen sich, über einen bestimmten Zeitraum (meist 10+ Jahre) Kapital bis zu einer definierten Höhe abzurufen.
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Investition: Mit dem eingesammelten Kapital erwirbt der PE-Fonds Mehrheitsbeteiligungen an ausgewählten Unternehmen. Die Zielunternehmen werden sorgfältig gescreent und einer eingehenden Due Diligence unterzogen, um Potenziale und Risiken zu bewerten.
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Wertschöpfung: Nach dem Einstieg arbeitet das PE-Team eng mit dem Management des Beteiligungsunternehmens zusammen, um dessen Wert zu steigern. Dazu werden strategische, operative und finanzielle Hebel genutzt, wie die Optimierung des Geschäftsmodells, die Erschließung neuer Märkte, die Verbesserung von Prozessen und Systemen oder die Akquisition ergänzender Unternehmen (Buy-and-Build-Strategie).
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Exit: Nach einer Haltedauer von typischerweise 3-7 Jahren wird das Beteiligungsunternehmen wieder verkauft, idealerweise mit einem signifikanten Wertzuwachs. Der Verkaufserlös wird an die Fondsanleger ausgeschüttet und teilweise für neue Investments verwendet. Mögliche Exitkanäle sind der Verkauf an einen strategischen Investor (Trade Sale), an einen anderen Finanzinvestor (Secondary Buyout) oder die Börsennotierung (IPO).
Je nach Anlagestrategie und Zielunternehmen lassen sich verschiedene Spielarten von Private Equity unterscheiden:
- Venture Capital: Investitionen in junge, innovative Wachstumsunternehmen, oft aus dem Technologiesektor. Hohes Risiko-Rendite-Profil.
- Growth Capital: Wachstumsfinanzierung für etablierte Mittelständler mit Expansionsplänen. Fokus auf organisches und anorganisches Wachstum.
- Buyouts: Erwerb von Mehrheitsbeteiligungen an reifen, profitablen Unternehmen. Wertsteigerung durch operatives und finanzielles Engineering.
- Distressed/Special Situations: Übernahme von Unternehmen in Sondersituationen, wie Restrukturierung, Turnaround oder Insolvenz. Hohe Komplexität und Wertsteigerungshebel.
Allen PE-Strategien gemein ist der aktive, unternehmerische Investitionsansatz und der Fokus auf Wertsteigerung und Renditemaximierung für die Fondsanleger.
Bedeutung und Einfluss von Private Equity
Private Equity hat sich zu einer bedeutenden Kraft in der Unternehmenslandschaft entwickelt. In Deutschland waren 2021 über 5.000 Unternehmen im Besitz von PE- und Venture Capital-Gesellschaften, die zusammen über 1,4 Millionen Mitarbeiter beschäftigten. Weltweit verwalten PE-Gesellschaften ein Anlagekapital von über 4 Billionen US-Dollar.
Dieser Bedeutungszuwachs lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen:
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Attraktive Renditen: PE-Fonds haben in der Vergangenheit oft überdurchschnittliche Renditen erzielt, insbesondere im Vergleich zu liquiden Anlageklassen wie Aktien oder Anleihen. Das hat immer mehr institutionelle Investoren angezogen.
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Wachsender Mittelstand: Viele mittelständische Unternehmen stehen vor Herausforderungen wie Internationalisierung, Digitalisierung oder Nachfolgeregelungen. PE bietet Kapital und Know-how für die Bewältigung dieser Aufgaben.
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Niedrigzinsumfeld: Im anhaltenden Niedrigzinsumfeld suchen Investoren händeringend nach rentierlichen Anlagemöglichkeiten. Alternative Investments wie PE versprechen hier Abhilfe.
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Professionalisierung und Spezialisierung: Die PE-Branche selbst hat sich weiterentwickelt, mit größeren Fondsvolumina, spezialisierten Investmentteams und einem wachsenden Ökosystem an Beratern und Dienstleistern.
Der Einfluss von Private Equity geht dabei weit über die unmittelbar beteiligten Unternehmen hinaus. PE setzt oft branchenweite Trends in Sachen Strategie, Führung und Governance. Die hohen Renditeerwartungen und der Ausstiegsdruck der Fonds führen zu einer Beschleunigung von Innovations- und Konsolidierungsprozessen. Kritiker monieren bisweilen eine zu kurzfristige Orientierung und eine Vernachlässigung von Stakeholder-Interessen. Befürworter sehen PE dagegen als Treiber von Effizienz und Professionalisierung und als wichtige Säule der Unternehmensfinanzierung.
Bedeutung für den Transaktionsmarkt
Für den M&A-Markt sind PE-Gesellschaften ein entscheidender Faktor geworden, auf der Käufer- wie auf der Verkäuferseite:
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Buy Side: PE-Fonds sind oft zahlungskräftige und entscheidungsfreudige Käufer von Unternehmen oder Unternehmensteilen. Für Verkäufer sind sie attraktiv, da sie in der Regel hohe Bewertungen bieten und in der Lage sind, auch komplexe Transaktionen zügig zu realisieren.
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Sell Side: Wenn PE-Gesellschaften ihre Portfoliounternehmen wieder verkaufen, kommen oft hochprofessionelle M&A-Prozesse zum Einsatz. Für Käufer sind solche Unternehmen attraktiv, da sie oft bereits operativ und finanziell optimiert sind und ein klares Wachstumspotenzial aufweisen.
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Wettbewerb und Preise: Durch die hohe Liquidität im PE-Markt und den Anlagedruck der Fonds ist die Nachfrage nach guten Übernahmezielen hoch. Das führt zu steigenden Kaufpreisen und einer Verengung des Angebots, insbesondere für mittelständische Unternehmen.
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Secondaries und Co-Investments: Neben den direkten Übernahmen spielen auch Transaktionen zwischen PE-Häusern eine wachsende Rolle. Im Rahmen von Secondary Buyouts werden ganze Portfolios oder einzelne Beteiligungen an andere Fonds verkauft. Zudem öffnen sich PE-Gesellschaften zunehmend für Co-Investoren, die sich an einzelnen Deals beteiligen.
Für Unternehmensverkäufer und ihr M&A-Beratungsteam gilt es, die Chancen und Besonderheiten von PE-getriebenen Transaktionen zu verstehen und zu nutzen. Eine frühzeitige Einbindung von PE-Investoren in den Verkaufsprozess, eine professionelle Aufbereitung der Investmentstory und eine enge Begleitung der Due Diligence und Verhandlungen können hier entscheidend sein.
Zugleich müssen auch die spezifischen Anforderungen und Restriktionen von PE-Käufern berücksichtigt werden, etwa hinsichtlich der Transaktionsstruktur, der Management-Beteiligung oder der Exit-Planung. Eine faire Abwägung von Kaufpreis, Transaktionssicherheit und Verkäuferinteressen ist gefragt.
In jedem Fall ist Private Equity eine Größe, an der beim Unternehmensverkauf oder -kauf kein Weg mehr vorbeiführt. PE hat die Spielregeln im Transaktionsmarkt nachhaltig verändert und setzt neue Standards für Prozesse, Strukturen und Bewertungen. Verkäufer und Käufer, die sich darauf einstellen und die Möglichkeiten aktiv nutzen, können ihre Erfolgsaussichten im M&A-Prozess entscheidend verbessern.
Einen detaillierten Vergleich der verschiedenen Arten von Käufern für Ihr Unternehmen finden Sie im Artikel "Die 3 Arten von Investoren".